Quelle: Buch Schmiedshau I, Seite 106-113

Schulwesen und Volkstum

 

Die Schulen und Lehrer

Über die Anfänge schulischer Tätigkeit in Schmiedshau liegen wenig Aufzeichnungen und Quellen vor. Die Heimat ist leider heute für uns Ausland geworden und das so notwendige einschIägige Material zur Dokumentation fast gar nicht zugänglich.

Ursprünglich waren die Schulen deutsch, bis sie dann durch das Apponyische Schulgesetz vom Jahre 1907, das den nationalen Minderheiten Ungarns das Recht auf Schulen in ihrer Mutersprache verwehrte, vollständig madjarisiert wurden. Dies ging sukzessive vor sich mit dem Ergebnis, dass in der Schule dann nur noch zum Schluss deutsch gebetet und der Religionsunterricht in deutscher Sprache erteilt wurde. Der Erfolg der Madjarisierung der deutschen Schulen, der sogar vom ungarischen Staat durch Prämien an die Lehrer honoriert wurde, war in Schmiedshau jedoch sehr gering.

Pfarrer Paar berichtet 1756 von dem Holzbau eines Schulgebäudes, offensichtlich der Vorläufer der Unteren r.k. Schule bei der Kirche, dessen Baujahr zwar unbekannt ist, aber erstmals 1711 erwähnt wird. In derselben Quelle erwähnt Pfarrer Fegyveres einen gewissen Ignatius Dobrotkayalias Rutkay, einen Katholiken, der 1740 als Lehrer und Organist hier in sein Amt eingeführt wurde. Seine Schule zählte 16 bis 20 Schuler, im Winter sogar 50 bis 90. Im Frühjahr, Sommer und Herbst bis zum Advent gab es keinen Unterricht, weil keine Schüler kamen. Man hätte Abhilfe schaffen können, wenn am oberen Ort ein Instruktor gewesen wäre, denn aus Mangel an Bekleidung konnten die weit entfernt wohnenden Kinder die Schule nicht besuchen. Da aber die Gemeinde sehr arm war, sah sie sich nicht in der Lage, einen zweiten Lehrer einzustellen.
Nach Aussagen älterer Schmiedshauer, führte dann um die Jahrhundertwende ein gewisser Steinhübel, Bauer von Beruf, eine selbständige Klasse an der Unteren Schule, bis der Lehrer und Kantor Ernst Beganyiseinen Dienst antrat, den er von 1900 bis 1908 versah. Während seiner Abwesenheit wurde er stets von seinem Vorgänger Steinhübel vertreten. Beganyi war bekannt dafür, dass er sich von seinen Schülern immer Häcksel schneiden ließ, was folgerichtig vermuten lässt, dass er sich nebenberuflich auch als Landwirt betätigte. Knien auf der scharfen Kante des Holzscheites gehörte zu seinen bevorzugten Strafen. Einer der Nachfolger Beganyis, über den noch etwas bekannt ist, war Viktor Weitz, der zum ersten Male in Schmiedshau einen Gesangverein gründete, von dem es heißt, dass er sogar 4stimmige Chöre zu Gehör brachte. Auch seine Frau war sehr musikalisch. Nach dem Ärawechsel1918 verweigerte Weitz dem Tschechoslowakischen Staat den Eid und zog es lieber vor, sich nach Ungarn abzusetzen.

Das Schulgebäude der Oberen r.k. Schule wurde mutmaßlich um 1877 erbaut und umfasste 2 Klassenzimmer und 2 Lehrerdienstwohnungen. Vorher waren die Schul­räume in Privathäusern untergebracht.

Um 1890 soll ein gewisser Brestienskydie ABC-Schützen betreut haben. Er kam täglich per Pferdekutsche von Deutsch-Proben zur Schule.
In gutem Angedenken haben die bejahrten Schmiedshauer noch die an ständiger Heiserkeit laborierende Lehrerin Luise Obermeier. Sie wirkte ungefähr von 1900 bis 1907.
Eine weitere Lehrkraft an dieser Schule war Luise Lindner, die später den Lehrer Klepeis von der Staatsschule ehelichte.
Eine besonders beliebte Lehrerin lebt noch in guter Erinnerung der älteren Generation fort. Es ist Elvira Paula, die hier um 1912 tätig war. Sie wohnte bei dem damaligen Förster Mohler im unteren Ort und starb bereits nach 2 Jahren, recht betrauert von der ganzen Bevölkerung. Zu ihrer Zeit soll zum ersten mal eine Schülerklasse fotografiert worden sein.

Als dritter Schulbau erstand im Unterort das 1907 vollendete Gebäude der Staatsvolksschule. Im Schulgebäude befanden sich 2 Klassenzimmer, eine Kanzlei und die Dienstwohnung für den Schulleiter. Zum Gebäude gehörte ein mäßig großer Schulhof mit Holzschuppen und sonstigen Nebengebäuden. Ein kleiner Garten zählte ebenfalls zum Schulgrundstück und stand dem Leiter zur Verfügung. Im Hof befand sich ein Ziehbrunnen, der auch von den umliegenden Dorfbewohnern benutzt wurde. Er war die einzige Trinkwasserquelle weit und breit. Die sanitären Einrichtungen waren sehr mangelhaft. Als erste Lehrkraft an der neuen Schule wird der Lehrer Aladar Klepeis genannt. Er verblieb an der Schule bis 1918 und gab dann diesen Posten auf, da er der deutschen Sprache nicht mächtig war.

Nun stellten sich 1918 die Folgen des von der Österreich-Ungarischen Monarchie verlorenen Krieges ein. Das Karpatengebiet, und damit auch unsere Heimat, fiel an die Tschechoslowakische Republik. Nach dem Sprachenrecht der tschechoslowakischen Verfassung erfolgte der Unterricht von nun an in allen Schulen einer nationalen Minderheit in deren Muttersprache. Damit konnte der Unterricht in unserer Gemeinde gleichfalls in der deutschen Sprache stattfinden. So begrüßenswert dieser Wandel für das Sprachinseldeutschtum war, die Durchführung und Umstellung brachte begreiflicherweise anfangs große Schwierigkeiten mit sich. Es fehlte vor allem an deutschen Lehrern. Ein Teil der früheren ungarischen Lehrer, die deutscher Abstammung waren, traten in den Dienst der deutschen Schule. Sie standen den neuen Verhältnissen oft sehr indifferent gegenüber, nicht allein deshalb, weil ihnen vielleicht die Umstellung auf die deutsche Unterrichtssprache gewisse Schwierigkeiten bereitete, sondern weil auch das Zeitgeschehen - sprich die Madjarisierung - sie zu ungarischen Patrioten gewandelt hatte und sie sich nun schwer auf ihre deutsche Herkunft besinnen konnten oder wollten. Auch in sachlicher Beziehung sah es recht trübe aus. Es war keine leichte Aufgabe, den Unterricht anschaulich und produktiv zu gestalten, denn es fehlten in erster Linie deutsche Lehrbücher und die notwendigen Lern- und Lehrmittel. Man musste sich in vielen Situationen und Dingen aufs Improvisieren verlegen und versuchen, aus dem wenigen das Beste zu machen. Langsam konsolidierten sich jedoch die Verhältnisse und die Schule wurde zu einer effektiven Bildungsstätte der Jugend.

Zu den bodenständigen Lehrern gesellten sich bereits 1920 die ersten sudetendeutschen Lehrkräfte. So kam nach Schmiedshau aus Brünn, der Hauptstadt Mährens, gebürtige Lehrer Gottfried Staniek, der dann fast 20 Jahre hier wirkte, bis er im Herbst 1939 von der damaligen deutschen Schulabteilung zum Schulaufbau nach Sillein berufen wurde.

Eine weitere positive Entwicklung auf dem Gebiete des Schulwesens brachte die Einführung der achtjährigen Schulpflicht im Jahre 1928, die zwar von den Lehrern begrüßt, doch von den Eltern recht zwiespältig aufgenommen wurde, da sie ja gewohnt waren, ihre Kinder in diesem Alter bereits zum Verdienst heranzuziehen. Aber auch hier setzte sich die Einsicht über die Notwendigkeit und die Vorteile dieser verlängerten Schulzeit bei der Elternschaft durch. Die antiquierte Sonntagsschule wurde abgeschafft. Allerdings bekam es die Schule durch die Verlängerung der Schulzeit und der damit erhöhten Schülerzahl mit Raumsorgen zu tun, die man durch Behelfsräume und Schichtunterricht löste. Dieses Manko wurde aber gern in Kauf genommen, weil ja durch das neue Schulpflichtgesetz zusätzliche Lehrerstellen und damit weitere Lehr­kräfte erforderlich wurden.

Da es noch kein elektrisches Licht gab, wurde bei Petroleum-Beleuchtung in den winterlichen Nachmittagsstunden gearbeitet. Morgens begann der Unterricht um 8 Uhr und dauerte bis 13 Uhr, nachmittags von 13 bis 18 Uhr. In den Wintermonaten gingen die Schulkinder abends mit Laternen aus der Schule nach Hause, was sich beim Marsch durch das langgezogene Dorf wie eine bewegte Lichterprozession ausnahm. Der Schichtunterricht wurde turnusweise 3 Tage in der Woche vormittags und 3 Tage nachmittags - auch am Samstag - bewältigt. In der Staatsschule musste jahrelang selbst die Kanzlei als Schulzimmer dienen.
Die Gemeinde war in zwei Schulsprengel eingeteilt. Zur Staatsschule gehörten die Kinder des Unter- und Mittelortes. Die Schulanfänger wurden in der Unteren römisch-katholischen Schule eingeschult und kamen ab dem 2. Schuljahr in die Staatsvolksschule, die sie bis Ende des 8. Schuljahres besuchten. Sämtliche Kinder des Oberortes fanden Aufnahme in der oberen römisch-katholischen Schule.
Infolge der Ausweitung des Unterrichts kamen mehrere sudetendeutsche Lehrer nach Schmiedshau. Zusammen mit ihren aus dem Gebiet der deutschen Sprachinsel stammenden Lehrerkollegen, die ihre Ausbildung in den Sudetenländern absolviert hatten, traten sie als große Förderer der Volkstumsarbeit auf, was sich günstig bei der Bevölkerung auswirkte.
Darüber hinaus betätigten sich viele Lehrer auch auf kulturellem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet. So war Lehrer Staniek Gründungsmitglied der Raiffeisenkasse, des Viehschutzvereins und der ersten Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes im Hauerland, zu dessen Bezirksobmann und Mitglied der Landesleitung in Pressburg er bereits vorher gewählt worden war. Er war Geschäftsführer der Bezirksjugendfürsorge in Deutsch-Proben und Beisitzer beim Jugendsenat des Kreisgerichts (Landge­richts) in Neutra. Zudem war er Mitglied des Aufsichtsrats des Zentralverbands der landwirtschaftlichen Genossenschaften Mährens und der Slowakei in Brünn. Auf kulturellem Gebiet veranstaltete er - wie auch andere Lehrer - musische Aufführungen mit Schulkindern und Erwachsenen und aktivierte eine bestehende Laienspielgruppe in Deutsch-Proben, die auch außerhalb Deutsch-Probens erfolgreich auftrat.

Schulleiter Horakleitete mit Umsicht und Pünktlichkeit von 1939 bis zur Ausweisung die Geschäfte des Gemeindekassiers (Gemeindepflegers) und half maßgeblich beim großen Aufschwung derGemeinde mit.

Schulleiter und Organist Lang,ein sehr guter und christlich orientierter Pädagoge, schuf einen beachtlichen Kirchenchor und ein sehr gutes Streichorchester, mit denen er Gottesdienste, kirchliche und weltliche Feiern umrahmte. Er verstand es,die Jugend zu aktivieren, veranstaltete Theateraufführungen und Vortragsabende.

Durch diese positive Entwicklung lebten die Volksdeutschen auf. Die politische Entwicklung in Deutschland und in den historischen Ländern hatte aber zur Folge, dass die meisten tschechoslowakischen Behörden auf jedwede Regung des Sprachinseldeutschtums allergisch reagierten. So kam es zurVersetzung mancher Lehrer an andere Schulen ohne Angabe eines Grundes, wie Stanieks am 1. 8. 1938 nach Hedwigshau, Bezirk St. Martin. Trotz mancher weiterer Schikanen ließen sich die Lehrer nicht einschüchtern. Im Gegenteil, sie sorgten dafür, dass begabte Schüler nach Böhmen und Mähren geschickt wurden, wo sie das Studium ergreifen und Lehrstellen finden konnten. Reichenberg, Eger, Brünn und Troppau waren die Ausbildungsstätten. Die Lehrer Staniek und Steinitz leisteten sehr viel auf diesem Gebiet.

Mehr als 20 Erzieher beiderlei Geschlechts mögen es gewesen sein, die an der Oberen römisch-katholischen Schule unterrichteten, wenn auch die meisten nur für kurze Zeit, um dann in ihre Heimat zurück zu kehren oder in einen günstigeren Dienstort umzusiedeln. Ein weiterer Grund für den Wechsel lag in der unregelmäßigen Besoldung an nicht staatlichen Schulen. Die Pflichtzuschüsse der Gemeinden zu den Lehrergehältern durften nur nach Gutdünken des allmächtigen Notars ausbezahlt werden und wurden oft zurückgehalten. Als Schulleiter Horak 1939 die Gemeindekasse übernahm, konnte er einen größeren Überhang an Lehrergehältern feststellen und zahlte diese Beträge, soweit er die Lehrer erreichen konnte, aus.

Ausdauernd wirkte an der Oberen r.k. Schule Kornelia Zimmermann, eine gebürtige Probnerin, und zwar von 1923 bis 1944.
Richard Zeisel, ebenfalls ein Deutsch-Probener, wurde nach 1939 Bürgerschuldirektor in seiner Heimatgemeinde. Ihn ereilte in der Partisanenzeit mit anderen Deutsch-Probener Lehrern in Neu-Sohl das Schicksal.

Auch der im 2. Weltkrieg gefallene Lehrer Otto Steinitzwirkte 7 Jahre lang, von 1924 bis 1931 im Oberort.

Schlüsselt man die 40 der in Schmiedshau in der Zeit von 1920 bis 1945 tätigen Lehrkräfte nach ihrer Herkunft auf, so überwiegt das sudetendeutsche Element mit 26 Personen gegenüber dem einheimischen mit 14. Davon waren es wiederum 9, die sich hier die ersten Sporen verdienten.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die deutschen Schulen erlangten Ansehen, denn der Unterricht wurde immer nach den neuesten Grundsätzen und Forschungsergebnissen erteilt. Schmiedshau besaß eine Staatsvolksschule und zwei r.k. Volksschulen unter einer Leitung. Die Staatsvolksschule stand von 1918 bis 1939 unter der Leitung von Josef Wachsmann. Ihm folgte Viktor Horak, der die Schule bis zur Ausweisung leitete. Die Leitung der r. k. Schulen lag von 1918 bis 1939 in den Händen von Paul Lang. Nach ihm lösten sich in kurzen Abständen mehrere Lehrkräfte in der Leitung ab.
Als im Jahre 1939 die Slowakei ein selbständiger Staat wurde, erhielten die Deutschen die Schulautonomie. Die Schulen der deutschen Gemeinden in den Bezirken St. Martin, Kremnitz und Priewitz kamen unter deutsche Verwaltung. Von Kremnitz aus leitete Josef Bäuml als Schulinspektor (Schulrat) die Aufsicht.
Im Jahre 1942 wurden die Schulen zur Gemeindevolksschule vereinheitlicht. Bis zur Ausweisung war dann die Schule 10-klassig. Da die Räumlichkeiten nicht mehr den Erfordernissen entsprachen, war die Errichtung einer neuen Schule geplant. Das Jahr 1945 brachte aber die Ausweisung der Deutschen und damit auch das Ende unserer deutschen Schulen in der Heimat.

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Bilder

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Obere r.k. Schule

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Schulklasse der Oberen Schule mit Lehrer Steinitz

 

 

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Staatsschule (Gemeinschaftsschule)

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Schulklasse der Staatsschule mit Schulleiter Wachsmann im Jahre 1930

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Untere r.k. Schule

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Gruppenbild Schüler, Eltern und Kinder

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Schulleiter und Kantor Lang

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Schulleiter der Staatsschule Horak

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Lehrer Gottfried Staniek

 

 

 

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