Die Mundart

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Die Herkunft unserer Mundart, der Sprache des Volkes und der Landschaft, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Als erster befaßte sich mit ihr Dr. Carl Julius Schröer, ein gebürtiger Preßburger und Professor der deutschen Sprache und Literatur an der k.u.k. Technischen Hochschule in Wien, der in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts seine Sprachstudien im Hauerland betrieb und im Beitrag zu einem "Wörterbuch der deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes" veröffentlichte. Durch Vergleich kam er zu der Erkenntnis, daß die Mundarten der Hauerländer und der Zipser derselben Herkunft, nämlich der niederrheinischen, seien. Dieser Meinung schließt sich im Grundsatz Hanika an, dem die Erforschung des Hauerlandes, der Herkunft der Bevölkerung und seiner Mundart zu verdanken ist. Hanika, ein sudetendeutscher Professor an der deutschen Universität in Prag, kam bereits als Student nach dem 1. Weltkrieg ins Hauerland und betrieb dort seine volkskundlichen Studien. Er war angetan von der Urtümlichkeit dieser vom übrigen Deutschtum isolierten Volksgruppe, denn hier hatten sich noch Trachten und Volksbräuche in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Er fand heraus, daß sich im wesentlichen zwei Mundarten mischten - eine schlesische, also ostmitteldeutsche und eine bayerische und bezeichnete das Ergebnis als "ostmitteldeutsch-bairische Volkstumsmischung im Westkarpatenraum". Hanika teilte die

Mundart des Hauerlandes in 5 Gruppen ein und zwar in

1. die Kremnitzer Stadtmundart,
2. die sieben Kremnitzer "Zwielautdörfer",
3. die Krickerhauer Gruppe,
4. das Deutsch-Probener Gebiet und
5. die Gemeinde Münichwies, das nördlichste Dorf des Hauerlandes.

Der bayerische Einschlag ist am stärksten in der Kremnitzer Mundart, nimmt dann westwärts ab, ist in der Deutsch-Probener Gruppe am schwächsten und fehlt in Münichwies ganz, wo eine rein südschlesische Mundart gesprochen wurde.

Eine erstmalige Übersicht wurde zusammengestellt vom 1. Vorsitzenden der Ortsgemeinschaft Schmiedshau, Dipl.-Ing. Rudolf Kurbel, Neu-Ulm, zur Erstellung des Schmiedshauer Heimatbuches I, im Jahre 1980.

Weitergeführt und angewandt wurde diese Schreibweise in den nachfolgenden Schmiedshauer Publikationen vom Ältestenrats-Vorsitzenden Dipl.-Ing. Broisl Groß, Kiel

Einige Besonderheiten der Schmiedshauer Mundart sollen hier aufgezeigt werden, wobei auch eine eigene Schreibweise gewählt und der Versuch unternommen wurde, den Klang und die Aussprache zu verdeutlichen, soweit das überhaupt möglich war.

1. Die Selbstlaute erklingen sowohl in ihrer Schriftform, z.B.

brav prav   Ort Oät
Erde Eäd wie

bie

husten hus´n    

so auch als Zwischenlaute «a» und «o», «i» und «e», sowie «o» und «u»

Hierfür einige Beispiele:

1.1. Beim Zwischenlaut zwischen «a» und «o» kann die Betonung mehr bei «o» liegen.

Die gewählte Bezeichnung ist «o», wobei das leicht nasal klingt

(vergleiche das französische "on dit"), z.B.

Anfang Owong   Mann Moh
anbeißen opeiß`n Zahn

Zoh


oder auch beim «a», wobei das «o» noch zu hören ist,

die gewählte Bezeichnung ist «o», der Klang entspricht etwa dem englischen "low", z.B.

abbeißen opeiß´n   runter ro
alle olla sagen

song

Alter Ojdar der Tag d´r Tog
oder odar Vater Wotar

1.2. Beim Zwischenlaut zwischen «i» und «e» liegt die Betonung mehr beim «i» und gibt

einen langen Laut, die gewählte Bezeichnung ist «e», z.B.

Blick Plék   Ziege Zég
geblieben g´plém Ziegel

Zégäuj

getrieben g´trém Ziegen Zéng
liegen léng Ziegeln Zégäujn
Riegel Régäuj    


oder einen kurzen Laut, die gewählte Bezeichnung ist «e», z.B.

blind plend   springen sprenga
finden wen´n wieder

bedar

Kinder Kendar Winter Bentar
singen senga es wird ´s bet

 

1.3. Beim Zwischenlaut zwischen «o» und «u» liegt die Aussprache in der Mitte und klingt gleich, ob in der Schriftform ein «o» oder «u» steht.

Die Bezeichnung wird in Anlehnung an die Schriftform als «u» oder «o» gewählt, z.B.

Butter Puttar   Brot Prot
der Gruß d´r Gruß dann

om

munter muntar und on
gesund g´sund wo? bo?

2. Der Umlaut «ö» wird häufig zu «e», z.B.

erlöst d´rlést   nötig néteg
Flöhe Wléh Tödin

Téden

sonst: dann werde ich

om belé dann hab ich om holé
ich éh wohin? b´hé?

2.1. Der Umlaut «ü» wird häufig zu «e», z.B.

Hübel Hébäuj   Zügel Zégäuj
Küglein Kég´la  


2.2. Das «a» und «o» zu «oe», z.B.

Dorf Doeëf   geworden g´buën
fahren woën Haare

Hoën

geschworen

g´schboën Sorgen Soëng
gestorben g´stoëm er war es hea boës


2.3. Das «ü» und «ie» zu «euj» (zu unterscheiden von «äuj»), in dem das «eu »

schwach zu hören ist (vergleiche das niederbayerische "spüjn"), z.B.

Mühle Meuj   viel weuj
Spiel Speuj zielen

zeujn

viele Male

weuj Moj arme Seele oama Seuj
ich will eh beuj  


2.4. Das «ü» zu «i», z.B.

Füße Wiß   müssen miss´n
grüßen grieß´n süßen

siss´n

küssen

kiss´n  


2.5. Das «u» zu «ua», z.B.

Durst Duascht   murren muarn
kurz kuaz Wurst

Buascht


3. Einige Mitlaute unterliegen auch einer Änderung:

«b» wird häufig zu «p» «f» und «v» oft zu «w», z.B.

Bruder Prudar   Feder Wedar
Buch Pichäuj fahren

woën

vorne woën    


«r» wird oft zu «a», z.B.

Paar Poa   Jahr Joa


4. Charakteristisch für die Schmiedshauer Mundart ist die Umwandlung der Silben

«el» und «ehl» in «uäuj», gleich, ob sie mitten im Wort, am Ende oder als Verkleinerungsformel stehen. Das erste «u» ist ganz schwach zu hören, z.B.

damals suäujt   schnell schnuäuj
Geld Guäujt selten

suäuj´n

Hölle Huäuj stehlen stuäujn
Mehl Muäuj Stelle Stuäuj
melken muäuj´ng Welt Buäujt

dagegen:

dort soll

dot suöj   erzählt d´rzuöjt


5. Die Verkleinerungssilbe - «lein» oder «chen» wird zu - «la», z.B.

Büblein Piew´la   Händchen Händ´la
Brünnlein Prenn’la Mädchen Mad’la


6. Ohne Veränderung der Schreibweise und Aussprache das «o», z.B.

die Großen d´Grom   noch no
Mohn Moh   Socken So´ng [ bzw. Wußhackäuj ]

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